Juli 30

Frauen und Geldanlage: Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit

In der Welt der Finanzen und Geldanlage gibt es noch immer eine deutliche Kluft zwischen Männern und Frauen. Obwohl sich in den letzten Jahren viel getan hat, investieren Frauen nach wie vor weniger häufig und in geringerem Umfang als ihre männlichen Pendants. Doch die gute Nachricht ist: Wenn Frauen investieren, tun sie dies oft erfolgreicher als Männer. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen genauen Blick auf die aktuelle Situation, untersuchen die Gründe für die bestehenden Unterschiede und zeigen auf, warum es für Frauen so wichtig ist, sich mit dem Thema Geldanlage auseinanderzusetzen.

Die aktuelle Situation: Frauen und Geldanlage in Zahlen

Zunächst einmal lohnt es sich, einen Blick auf die aktuellen Zahlen zu werfen. Laut einer Studie des Deutschen Aktieninstituts (DAI) besaßen im Jahr 2023 etwa 4,7 Millionen Frauen in Deutschland Aktien, Fonds oder ETFs. Im Vergleich dazu waren es bei den Männern 7,6 Millionen. Obwohl der Abstand zwischen den Geschlechtern im zweiten Jahr in Folge kleiner geworden ist, zeigt sich hier noch immer ein deutlicher Unterschied.

Interessant ist auch ein Blick auf die Anlagestrategien und -erfolge:

Frauen investieren im Durchschnitt etwa 16.000 Euro, während Männer rund 27.000 Euro anlegen. Trotz des geringeren Anlagevolumens erzielten Frauen im Jahr 2023 eine um 0,5 Prozentpunkte bessere Portfolio-Performance als Männer. Der Anteil von ETFs am Gesamtdepotvolumen hat sich bei beiden Geschlechtern in den letzten Jahren fast verdoppelt und macht nun etwa ein Drittel aus. Aktien bleiben das beliebteste Anlageprodukt, wobei der relative Anteil in den letzten Jahren leicht rückläufig war.

Diese Zahlen zeigen: Frauen sind durchaus erfolgreich, wenn es um Geldanlage geht. Doch warum investieren sie dann insgesamt weniger?

Gründe für die Zurückhaltung von Frauen bei der Geldanlage

Es gibt verschiedene Faktoren, die dazu führen, dass Frauen bei der Geldanlage oft zurückhaltender sind als Männer:

  1. Der Gender Pay Gap und seine Auswirkungen

Ein wesentlicher Grund für die geringere Investitionsbereitschaft von Frauen liegt in der nach wie vor bestehenden Lohnungleichheit. Im Jahr 2023 verdienten Frauen weltweit durchschnittlich rund 18 Prozent weniger als Männer. Dieser sogenannte Gender Pay Gap hat direkte Auswirkungen auf die Möglichkeiten zur Geldanlage. Wer weniger verdient, hat logischerweise auch weniger Geld zur Verfügung, das investiert werden kann.

Tobias Hauschild von Oxfam Deutschland bringt es auf den Punkt: “Eine Folge der geringeren Einkommen ist, dass Frauen deutlich schlechter sozial abgesichert sind und weitaus seltener Anspruch auf eine Rente haben”. Diese finanzielle Unsicherheit kann dazu führen, dass Frauen eher dazu neigen, ihr Geld auf sicheren, aber niedrig verzinsten Sparkonten zu parken, anstatt es am Aktienmarkt zu investieren.

  1. Mangelndes Selbstvertrauen und fehlendes Finanzwissen

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das oft mangelnde Selbstvertrauen von Frauen in Bezug auf Finanzthemen. Eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsinstituts ZEW kam zu dem Ergebnis, dass Frauen ihr Finanzwissen häufig geringer einschätzen, als es tatsächlich ist. Diese Selbstunterschätzung kann dazu führen, dass Frauen zögern, sich aktiv mit Geldanlage und Investitionen auseinanderzusetzen.

Interessanterweise zeigt die Studie auch, dass Frauen tatsächlich oft Lücken im Finanzwissen aufweisen. Dies ist jedoch kein Grund zur Sorge, sondern vielmehr ein Aufruf zum Handeln: Mit der richtigen Bildung und Information können diese Lücken leicht geschlossen werden.

  1. Fehlende weibliche Vorbilder in der Finanzwelt

Ein oft übersehener Aspekt ist der Mangel an weiblichen Vorbildern in der Finanzbranche. Über viele Jahre hinweg waren und sind Männer in Finanzpositionen und in der Finanzbranche überrepräsentiert. Dies kann bei Frauen den Eindruck erwecken, dass Finanzen und Investitionen eine “Männerdomäne” sind. Mehr erfolgreiche Anlegerinnen in der Öffentlichkeit könnten andere Frauen ermutigen, selbst aktiv zu werden.

  1. Unterschiedliche Risikobereitschaft

Studien deuten darauf hin, dass Frauen im Allgemeinen risikoscheuer agieren als Männer. Dies kann dazu führen, dass sie sich weniger für vermeintlich riskante Anlagen wie Aktien interessieren. Allerdings zeigt sich hier auch eine Stärke: Die vorsichtigere Herangehensweise von Frauen führt oft zu durchdachteren und langfristig erfolgreicheren Anlagestrategien.

Warum es so wertvoll ist, dass Frauen investieren

Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage: Warum ist es so wichtig, dass Frauen trotzdem investieren? Die Antwort darauf ist vielschichtig und betrifft sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Ebene.

Finanzielle Unabhängigkeit und Altersvorsorge

Der wichtigste Grund für Frauen, sich mit Geldanlage zu beschäftigen, ist die Sicherung der eigenen finanziellen Unabhängigkeit. Laut dem Global Gender Wealth Equity Report von Willis Towers Watson erreichen Frauen in Deutschland bei ihrem Eintritt in den Ruhestand im Durchschnitt nur 76 Prozent des Vermögens der Männer. Diese Vermögenslücke, auch als Gender Wealth Gap bezeichnet, hat weitreichende Konsequenzen für die finanzielle Sicherheit von Frauen im Alter.

Durch kluge Investitionen können Frauen aktiv daran arbeiten, diese Lücke zu schließen. Langfristige Anlagen in Aktien, Fonds oder ETFs bieten die Chance auf höhere Renditen als klassische Sparkonten und können so dazu beitragen, ein solides finanzielles Polster für das Alter aufzubauen.

Empowerment und Selbstbestimmung

Sich mit den eigenen Finanzen auseinanderzusetzen und aktiv zu investieren, ist auch eine Form des Empowerments. Es stärkt das Selbstvertrauen und die Unabhängigkeit. Frauen, die ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen, sind besser gerüstet, um wichtige Lebensentscheidungen zu treffen, sei es in Bezug auf Karriere, Familie oder persönliche Ziele.

Gesellschaftlicher Wandel

Wenn mehr Frauen investieren, hat das auch positive Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes. Eine stärkere finanzielle Beteiligung von Frauen kann zu einer ausgewogeneren Wirtschaft führen und traditionelle Geschlechterrollen aufbrechen. Zudem können Frauen durch ihre Investitionsentscheidungen Einfluss auf Unternehmen und Märkte nehmen und so Themen wie Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung stärker in den Fokus rücken.

Die Stärken von Frauen beim Investieren

Trotz der genannten Herausforderungen zeigen Studien, dass Frauen, wenn sie investieren, oft sehr erfolgreich sind. Einige Stärken, die Frauen beim Investieren auszeichnen, sind:

Langfristiges Denken

Frauen neigen dazu, langfristiger zu denken und zu planen. Sie investieren oft mit konkreten Zielen vor Augen, sei es die Altersvorsorge oder die finanzielle Absicherung der Familie. Diese langfristige Perspektive kann zu stabileren und letztendlich erfolgreicheren Anlagestrategien führen.

Gründliche Recherche

Frauen nehmen sich oft mehr Zeit für gründliche Recherchen, bevor sie Investitionsentscheidungen treffen. Sie sind eher bereit, sich umfassend zu informieren und verschiedene Optionen sorgfältig abzuwägen. Diese Herangehensweise kann zu fundierteren Entscheidungen und einem besseren Verständnis der eigenen Anlagen führen.

Geringere Handelsfrequenz

Studien haben gezeigt, dass Frauen im Durchschnitt weniger häufig mit ihren Anlagen handeln als Männer. Diese geringere Handelsfrequenz kann sich positiv auf die Rendite auswirken, da weniger Transaktionskosten anfallen und emotionale, kurzfristige Entscheidungen vermieden werden.

Fokus auf nachhaltige Anlagen

Ein interessanter Trend ist, dass Frauen oft mehr Wert auf nachhaltige und ethische Investments legen. Laut einer Studie der Consorsbank befanden sich 2023 in 41,9 Prozent der aktiven Depots von Frauen als nachhaltig eingestufte Fonds- und ETF-Anteile, während es bei Männern nur 37,6 Prozent waren. Diese Ausrichtung auf Nachhaltigkeit kann langfristig nicht nur ethisch, sondern auch finanziell vorteilhaft sein.


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